Ratio und Fantasie, Konstruktion und Intuition, Berechnung und Erfindung – alles Widersprüche. Oder doch nicht? Wer sich mit dem Freiburger Künstler Roland Phleps befasst, entdeckt, dass es doch möglich ist, mit Kunstwerken anscheinend unverrückbar Gegensätzliches aufzulösen und, daraus resultierend, etwas Neues zu schaffen.
Zwar sah sich Roland Phleps der Konkreten Kunst zugehörig, einer Kunstrichtung, deren Prinzip in der strikten Anwendung geometrischer Gesetzmäßigkeiten besteht, doch beließ er es im Gegensatz zu anderen konkreten Künstlern nicht dabei, geometrische Formen möglichst exakt darzustellen, vielmehr benutzte er die gängigen geometrischen Figuren als „Ausgangsmaterial“ für neue geometrische Kreationen oder „Erfindungen“, wie er selbst seine Kunstwerke bezeichnete. Ich habe im Rahmen der Konkreten Kunst meine eigene Sprache gefunden
, machte er deutlich.
Erst mit 70 Jahren, einem Alter, in dem sich die meisten Menschen im Ruhestand befinden, begann Roland Phleps, nachdem er zuvor viele Jahre als Neurologe und Psychiater tätig gewesen war, geometrische Gebilde aus Papier und Kunststoff zu formen und entdeckte bald den Werkstoff Edelstahl, aus dem seine mehreren Hundert Skulpturen bestehen.
Bildeten zunächst Kreis, Dreieck oder Rechteck die Grundformen seiner Skulpturen, so entwickelte Roland Phleps bald geometrische Formen, die zwar auf Berechnungen basieren, aber durch seine künstlerische Intuition neu und damit einzigartig sind. So entstanden beispielsweise „Kreisbogen-Zweiecke“, „Ellipsen-Sicheln“, „Sinuskurven-Vierecke“ und damit ein eigener Formenkosmos.
2024 wäre Roland Phleps 100 Jahre alt geworden. Die Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps widmet ihm aus diesem Anlass die Retrospektive „Roland Phleps: Formenkosmos“, die einen umfassenden Einblick in sein immenses Schaffen bietet